Paul Pfeffer

 

(Stand Februar 2021)

 

 

 

Häusliche Gewalt – Wider die Einäugigkeit!

 

 

 

Zurzeit sind wieder einmal die Themen „Femizide“, „häusliche Gewalt“ bzw. „Gewalt gegen Frauen“ stark in den Medien präsent (die „Frankfurter Rundschau“ spielt hier eine Vorreiterrolle). Als Mann und langjähriger Abonnent dieser Zeitung gewinne ich den Eindruck, dass Deutschland ein Land der Schläger, Vergewaltiger und Frauenmörder ist. Tenor: Gewalt ist männlich. Schon bei der MeToo-Debatte entstand bei mir dieser Eindruck der pauschalen Bezichtigung. Obwohl ich selber nicht direkt betroffen bin, ärgert mich die systematische Einäugigkeit aus feministischem Blickwinkel, und es macht mich betroffen, dass ich in eine Art moralischen Dauer-Schwitzkasten genommen werden soll, weil ich ein Mann bin.

 

Die feministischen Opfererzählungen lassen in der Regel soziale Faktoren außer Betracht. Dabei zeigen Untersuchungen eindeutig, dass häusliche Gewalt zwar in allen sozialen Schichten vorkommt, aber häufiger in den unteren Sozialschichten als in höheren und auch häufger in migrantischen Familien als in nichtmigrantischen. Es wird so getan, als ob ein Problem, das deutlich vom Sozialstatus und vom kulturellen Hintergrund der Menschen abhängt, ein Problem des Geschlechterverhältnisses wäre.

 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass es unter Männern aller sozialen Schichten und Herkünfte Sadisten und Brutalos gibt, die ihre Partnerinnen grundlos verprügeln. Es mag auch sein, dass es mehr oder weniger pathologische Sado-Maso-Beziehungen gibt, bei denen Gewalt entgleist, oder dass Paare trotz Gewalt zusammenbleiben, weil es unentrinnbare emotionale oder finanzielle Abhängigkeitsverhältnisse gibt. Ich stelle aber die These auf, dass es sich dabei um Minderheiten handelt. Die meisten Fälle von „ganz normaler Gewalt“ in Beziehungen sind bei näherem Hinsehen wesentlich komplexer.

 

 

 

Jährlich werden laut Kriminalstatistik viele Frauen Opfer ihrer Partner, viel weniger Männer fallen ihren Partnerinnen zum Opfer. Das ist unter dem Strich eine schreckliche Bilanz, aber nur die Spitze des Eisbergs häuslicher Gewalt. Statistisch belegte männliche Gewalt gegen Frauen wird von einer bestimmten Fraktion des Feminismus dankbar aufgegriffen als Munition im Kampf gegen „das Patriarchat“ oder gar gegen „toxische Männlichkeit“. Frauen würden gemordet, „weil sie Frauen sind“. Die Täter werden pathologisiert, Männer pauschal in Haftung genommen. Frauen wird ebenso pauschal die Opferrolle zugeschrieben. Fragen nach den tiefer liegenden sozialen und psychischen Ursachen für häusliche Gewalt werden ausgeblendet. In meinen Augen ist das eine falsche und einseitige Sichtweise, die in den Medien immer wieder kolportiert wird und leider unwidersprochen bleibt.

 

Ausgeblendet bleibt weibliche Gewalt gegen Männer. Tatsächlich geht körperliche Gewalt in der Partnerschaft nämlich in etwa gleichem Ausmaß von beiden Geschlechtern aus – sogar mit einem leichten Übergewicht bei den Frauen. Das belegen mannigfache Untersuchungen in kriminologischen, soziologischen, psychologischen und medizinischen Fachzeitschriften aus aller Welt. Diese Studien werden aber in der Öffentlichkeit ignoriert oder nur am Rande wahrgenommen. Es dominieren die feministische Opfererzählungen: Gewalt ist männlich. Wenn Frauen schlagen, wehren sie sich nur gegen die bösen Männer. Weibliche Gewalt – die Frau als Täterin – ist immer noch ein großes Dunkelfeld und Tabuthema. Hier eine Auswahl von Links dazu:

 

https://www.bmfsfj.de/blob/84590/a3184b9f324b6ccc05bdfc83ac03951e/studie-gewalt-maenner-langfassung-data.pdf

 

https://www.aerzteblatt.de/archiv/186686/Haeusliche-Gewalt-gegen-Maenner-Unbeachtet-und-tabuisiert

 

https://www.apotheken-umschau.de/Coronavirus/Habe-so-viele-Ohrfeigen-bekommen---Haeusliche-Gewalt-gegen-Maenner-558737.html

 

 

 

Die ganz „normale“ häusliche Gewalt

 

 

 

Ich stelle in der Folge einige Thesen zum Thema häusliche Gewalt auf. Dabei nehme ich bewusst die männliche Perspektive ein und richte den Fokus auf das Vorfeld von Gewalthandlungen. Ich stelle mir folgende Fragen:

 

Was sind die Besonderheiten weiblicher Gewalt?

 

Was geht in den Köpfen der Männer vor, bevor sie zuschlagen?

 

Welchen Anteil haben die Frauen an der Gewalt, die gegen sie ausgeübt wird?

 

 

 

1. Bei einem Kapitalverbrechen als Beziehungstat (Mord, Totschlag), aber auch in weniger dramatischen Fällen (Körperverletzung) gibt es (fast) immer eine Vorgeschichte, die aber in der Kriminalstatistik nicht auftaucht. Vorausgegangen ist oft eine Aushöhlung und Verschlechterung der Beziehung, an der nicht immer nur die Männer schuld sind. Wenn dann Frauen ihre Männer im offenen Konflikt verbal unter Dauerbeschuss setzen, wird es gefährlich. Männer schlagen oft aus purer Hilflosigkeit zu, weil sie nicht wissen, wie sie absurdes, übergriffiges oder demütigendes Verhalten von Frauen beenden können.

 

Wenn Frauen ihre Partner aus dem Weg räumen, tun sie es seltener spektakulär und gewalttätig. Die weibliche Variante ist die psychische und physische Vergiftung, im Extremfall der Giftmord. Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch.

 

 

 

2. Wenn weibliche Gewalt handgreiflich wird – und das wird sie laut den Untersuchungen häufiger als männliche! – ist sie meist nicht so folgenreich wie die Gewalt von Männern. Frauenschläge sind in der Regel nicht so heftig, auch wenn sie in zerstörerischer Absicht geführt werden. Auch Kratzen, Beißen, Treten etc. sind, was die körperlichen Folgen betrifft, meist relativ harmlos. Viele betroffene Männer verschweigen diese weibliche Gewalt aus Scham, es passt nicht zum traditionellen Männerbild, von einer Frau misshandelt zu werden. Bei vielen Männern greift auch eine Beißhemmung gegen Frauen, sie lassen sich schlagen, schlagen aber nicht zurück.

 

Gefährlich wird es, wenn Frauen zu Gegenständen greifen und zuschlagen. Dann können gravierende Verletzungen die Folge sein. Die Ergebnisse der aktuellen Gewaltforschung zeigen, dass häusliche Gewalt – wie könnte es anders sein! – oft in Form einer wechselseitigen Eskalation erfolgt. Nach den einschlägigen Studien geht Gewalt von beiden Geschlechtern etwa gleich oft aus, was aber von den Medien nicht zur Kenntnis genommen wird. Dort dominiert immer noch das Bild vom prügelnden Mann.

 

 

 

3. Weibliche Gewalt ist oft psychische Gewalt und hinterlässt in den meisten Fällen keine körperlichen Spuren. Kommt es zu Auseinandersetzungen, werden Männer mit Worten infantilisiert, verunglimpft, gedemütigt, erniedrigt, gequält, zermürbt und abgewertet. Ständiges Entwerten („Idiot“, „Arschloch“, „Schlappschwanz“, „Weichei“, „Versager“, „emotionaler Krüppel“ usw.), Dauervorwürfe, Sticheln, Hänseln, Hetzen, Mobben, Nörgeln, Tyrannisieren, Kontrollieren und Bohren können Männer in den Wahnsinn treiben, vor allem solche Männer, die verbal unterlegen sind und sich mit Worten nicht angemessen wehren können. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Ton. Die meisten Männer ertragen den weiblichen Nörgel- und Vorwurfston sehr schlecht.

 

Es ist für eine Frau ziemlich leicht, einem Mann mit Worten das Leben zur Hölle zu machen. Sie kann sich dabei meist auf ihre verbale Überlegenheit verlassen oder auf ihre Fähigkeit, sich problemlos außerhalb der Logik zu bewegen. Loriot hat solche absurden Dialoge in satirischer Absicht aufgezeichnet. Was bei ihm komisch wirkt, ist im Beziehungsalltag eine Quälerei.

 

 

 

4. Ein zentrales Motiv für Männer, ihre Partnerinnen zu misshandeln, ist die Drohung verlassen zu werden bei gleichzeitiger Unfähigkeit, in der Partnerschaft über Probleme zu reden. Diese ausgesprochene oder unausgesprochene Drohung ist für manche Männer eine derart schwere narzisstische Kränkung, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen, als um sich zu schlagen. Das ist keine Entschuldigung, sondern eine Feststellung.

 

Ähnliches gilt für das Gefühl vieler Männer, in der Beziehung überfordert zu sein, den Erwartungen und Ansprüchen ihrer Frauen nicht zu genügen, ja, sie oft nicht einmal identifizieren zu können. Das höhlt auf Dauer das männliche Selbstbewusstsein aus, vor allem dann, wenn die Frauen diese Botschaft ständig verbal und nichtverbal aussenden. Männer ohne oder mit angekratztem Selbstbewusstsein schlagen eher zu, wenn sie in Bedrängnis geraten.

 

 

 

6. Ein klassisches Motiv für Beziehungsstaten ist die Eifersucht und die Kontrollsucht. Wenn die Partner sich gegenseitig als ihren Besitz betrachten, ist die Lunte schon gelegt. Dann kann bei tatsächlichem oder auch nur vermutetem Fremdgehen die Bombe platzen. Auch hier ist wieder Verlustangst im Spiel, die narzisstische Kränkung, die bei Männern Auslöser von Aggressionen und Rachegefühlen ist. Ich vermute, dass eifersüchtige Frauen ebenfalls wilde Rachefantasien haben, sie aber anders ausleben als Männer.

 

 

 

7. Viele Frauen sind Meisterinnen der emotionalen Erpressung. Das Grundmuster ist der gute alte Liebesentzug: „Wenn du nicht tust, was ich will, liebe ich dich nicht mehr“. In die gleiche Kategorie gehört das habituelle Jammern, das demonstrative Leiden, die chronische Unzufriedenheit: „Du bist schuld, dass ich so unglücklich bin“ bis hin zur Drohung mit Selbstmord „Wenn du mich verlässt, bringe ich mich um“.

 

Aber auch die Selbstbezichtigung und Selbstabwertung ist eine Art von emotionaler Erpressung: „Ja ja, ich bin immer an allem schuld“. Mit den verschiedenen Varianten emotionaler Erpressung können Frauen Männer auf die Dauer bis zur Weißglut treiben.

 

Chronische Unzufriedenheit kann die Ursache für einen mehr oder weniger subtilen psychischen Terror sein, den Frauen als Mütter gegenüber ihren Kindern oder als Ehefrauen gegenüber ihren Männern ausüben. Diese Frauen erscheinen natürlich nicht in der Kriminalstatistik, dafür aber umso häufiger in der Literatur und in den Erzählungen von Betroffenen.

 

 

 

8. Frauen kontrollieren zunehmend den Zugang zur Sexualität. Sie können ihre schärfste Waffe, die sexuelle Kälte, in Auseinandersetzungen einsetzen (bis hin zur Totalverweigerung) und damit bei Männern ein existenzielles Gefühl von Abhängigkeit und eine hilflose Wut auslösen. Manche Männer gehen dann nicht einfach in den Puff oder reagieren mit Flucht (in den Sport, in den Alkohol, in die Depression, in den Hobbykeller, in die Kneipe ...), sondern mit Gewalt.

 

Vergewaltigung in der Ehe ist inzwischen (zu Recht!) ein Straftatbestand, Verweigerung in der Ehe ist keiner, im Gegenteil, Verweigerung ist das „gute Recht“ der Frauen gegenüber ihren triebgesteuerten Männern. Für mich ist das angesichts der unterschiedlich gelagerten Sexualität von Männern und Frauen eine psychische und rechtliche Schieflage. Lösen lässt sich das Problem eigentlich nur durch Trennung. Wenn sich ein Paar eine Trennung aber weder emotional noch finanziell leisten kann, bleiben Gleichgültigkeit und Entfremdung … oder Gewalt.

 

 

 

Fazit

 

 

 

Ich habe diese Thesen bewusst kurz gehalten. Zu jedem Punkt könnte man ein Buch schreiben. Die Punkte erheben weder Anspruch auf Wissenschaftlichkeit noch auf Vollständigkeit. Sie basieren auf Recherche und Beziehungserfahrungen, meinen eigenen und denen anderer Männer, von denen ich weiß. Ich will keineswegs darauf hinaus, dass Frauen selber schuld sind, wenn ihnen Gewalt von Männern widerfährt. Das wäre genau so falsch wie die einseitige Schuldzuweisung an die Männer. Ich denke aber, dass das zurzeit verbreitete „Narrativ“, Frauen seien die Opfer und Männer die Täter, beklagenswert pauschalisiernd und unvollständig ist. Die Sachlage ist wesentlich komplexer ist, als die nackten statistischen Zahlen zu „beweisen“ scheinen. Unterhalb der Strafbarkeitsschwelle und auf spezifische Art wird sehr viel mehr Gewalt von Frauen gegen Männer ausgeübt, als in der Öffentlichkeit bekannt wird. Ein Problem ist, dass diese Art von Gewalt schwer nachweisbar und juristisch kaum greifbar ist. Jeder Mensch mit Beziehungserfahrung kennt aber solche Situationen.

 

Es ärgert mich dann umso mehr, wenn bestimmte Frauen sich unter Hinweis auf die Kriminalstatistik aufs hohe moralische Ross setzen, auf Männer herabschauen, sie pathologisieren, pauschal herabwürdigen und die Frauen ebenso pauschal als reine und unschuldige Opfer darstellen. Es ärgert mich auch, wenn von mir geschätzte Medien wie die „Frankfurter Rundschau“ sich zum Sprachrohr dieser Einäugigkeit machen.

 

 

 

Ich verstehe diese Thesen über häusliche Gewalt als Denkanstoß und Gesprächsangebot. Das Ziel ist, dass die ganze Wahrheit in den Blick genommen wird und dass Männer und Frauen miteinander über dieses schwierige Thema reden, nicht bloß übereinander.

 

 

 

 

 

Paul Pfeffer

Meisenweg 12

 

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